12.09. Tag drei, München. Eine merkwürdige Begegnung

hier geht`s zum ersten Teil des Tramper-Berichtes.

Um Zwölf Uhr wachte ich auf, aß zwei Brötchen Semmeln und fuhr mit der U3 zum Marienplatz. Das hier war also München. Die Stadt des Wohlstands, der hohen Mietpreise und der wenigen Arbeitslosen. SPD – Insel im schwarzen Land. Luxus.

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Aus irgendeiner Idee heraus wollte ich München durch diese Brille sehen. Ich staunte über saubere U-Bahnstationen, ordentliche Vorgärten und mir fiel auf, wie wenige Obdachlose doch hier herumliefen. Den Leuten musste es gut gehen. Erst am nächsten Tag merkte ich, das auch in München der Schein manch bittere Wirklichkeit überstrahlt. Am Marienplatz suchte ich eine Zeitlang ein gemütliches und nicht absolut dem Tourismus verfallenes Café.

Nun ja, ich fand es nicht und machte im „Starbucks“ eine Pause. Ich war ja auch nicht gerade in Münchens Szene-ecke. Ich setzte mich draußen unter die Schirme, merkte dann aber das es hier üblich ist sich sein Getränk selbst zu holen.

Gut, ich ging also hinein und bestellte mir einen Latte Macchiato. Dann setzte ich mich wieder und betrachtete die vorbeigehenden Leute. Heute wo es von mir aus in aller Seelenruhe so viel hätte regnen können wie es wollte, ist der Himmel natürlich fast wolkenlos.

So saß ich noch eine Weile da, dachte an dies und jenes schaute über den Platz und schrieb mein Urlaubstagebuch. Plötzlich ließ sich ein alter Mann an einem Tisch in der Nähe nieder, holte ein kleines Notizbuch aus seinem Rucksack und fing zu schreiben an.

Interessiert schaute ich zu ihm herüber. Seine Haare waren grau, sein Gesicht von Grübelfalten geprägt. Die blaugrauen, wässrigen Augen schienen teilnahmslos in die Leere zu starren.

Wer den Mann länger beobachtete, konnte jedoch erkennen, dass er das hektische Treiben auf dem Markt sehr konzentriert verfolgte. Immer wieder schrieb er irgendetwas auf, trank einen Schluck Kaffee und sah wieder über den Platz.

Ich hatte das Geschehen um mich herum nun schon seit einigen Minuten vergessen, ganz gefesselt von dem etwas einsam wirkenden Mann der inmitten Handy-spielender Teens einfach dasaß und schrieb. Er passte so gar nicht in dieses trendige Café.

Es war merkwürdig. Ich gehörte auch nicht wirklich hierhin, war nur hier, weil ich nichts anderes gefunden hatte. Auch ich schrieb und sah mir die Leute an. Vielleicht war er irgend ein mir unbekannter Schriftsteller? Vielleicht verfasste er gerade das Vorwort, so wie Kästner das immer machte in seinen Kinderbüchern. Ich stellte mir vor wie ich demnächst ein Buch aufschlagen und dort genau diese Szene lesen würde. Etwa so:

„Vor einigen Wochen, ich überlegte gerade, wie ich die nächste Miete bezahlen sollte, saß ich vor einem Café in der Münchner Innenstadt. Die Septembersonne trocknete die regennassen Straßen. Schwere Ideenlosigkeit machte mir zu schaffen, deshalb saß ich einfach nur da und beobachtete die Leute. Ich nahm gerade wieder einen gehörigen Schluck aus der Kaffeetasse da bemerkte ich einen jungen Mann, der mich anstarrte. Vor ihm auf dem Tisch lagen Stift und ein kleines Buch. Ich trank aus. Der Junge grinste zu mir herüber, ich grinste zurück. Dann ging ich nach Hause um etwas zu Essen. Nachdem ich satt war, begann ich dieses Buch zu schreiben. Es handelt allerdings keineswegs von dem jungen Mann im Café, sondern von […] “

Der alte Mann im Café

Ja, das dachte ich als der alte Mann mit seinem kleinen blauen Rucksack in der Menge verschwand. Er wird es viel besser beschreiben können. Nächstes Kapitel

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